Konservierungsmittelhaltige Farbe unter der Lupe
In jüngster Vergangenheit ist konservierungsmittelhaltige Farbe ganz schön in Kritik geraten. Doch sind konservierungsmittelhaltige Farben wirklich so schlecht und gefährlich wie sie dargestellt werden? Wir sind dieser Frage nachgegangen und möchten Sie an unseren Erkenntnissen teilhaben lassen.
Grund für die aktuelle Unruhe in der Farbenwelt ist das Biozid Isothiazolinone in Dispersionsfarben. Am häufigsten werden Isothiazolinone als Methylchlorisothiazolinon (MCI) oder Methylisothiazolinon (MI) Gemische den Farben als Konservierungsmittel zugesetzt. Biozide werden zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und sie umfassen einen vielfältigen Aufgabenbereich. In Dispersionsfarben haben sie die Aufgabe, diese vor Schimmel-, Algen oder Bakterienbefall zu schützen. Gerade in Räumen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit spielt dieser Schutz eine besonders tragende Rolle, denn niemand möchte in schimmligen Wänden wohnen. Dennoch sind Biozide potenziell gefährlich für die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier. Viele Verbrauchen sind nun verunsichert und fragen sich, welchen Preis sie für den Schutz vor mikrobiellen Befall zahlen.
Zunächst einmal sind Isothiazolinone sind für die Herstellung von Farben zulässig. Und nicht nur dafür: Auch in Kosmetika, Haushalts- und Industriereinigern, Dichtungen und sogar Lebensmittelverpackungen dürfen Isothiazolinone verwendet werden. Da MCI und MI jedoch zu den bedeutendsten Kontaktallergenen gehören, unterliegt deren Verwendung gewissen Vorgaben. Um das Gütesiegel Blauer Engel zu tragen, dürfen entsprechend gekennzeichnete Dispersionsfarben einen Höchstwert von 15 ppm nicht überschreiten. Dennoch kann es vorkommen, dass besonders sensible Menschen darauf reagieren.
So verschieden wir Menschen auch sind, so unterschiedlich reagieren wir auch auf Umwelteinflüsse. Ob es nun Isothiazolinone, Pollen, Laktose, Nüsse, Citrusfrüchte sind – unsere Körper reagieren nicht gleich. Das Allergenpotenzial von Isothiazolinone ist also stark abhängig von dem einzelnen Menschen. Es käme ja auch niemand auf die Idee Nüsse zu verbieten, nur weil diese beim Einzelnen Atemnot verursachen. Die Nuss an sich ist nicht schlecht. Genauso wenig ist konservierungsmittelhaltige Farbe grundschlecht. Denn die Konsversierungmittel darin erfüllen einen Zweck: Sie verhindern den Befall der Farben mit Mikroorganismen. Im Klartext beugen Sie also Schimmel-, Algen- und Bakterienbefall vor und schaffen damit einen Mehrwert für den Verbraucher.
Vorsichtsmaßnahmen für konservierungsmittelhaltige Farbe
Wer nun unsicher geworden ist, ob er vielleicht auch auf Konservierungsmittel in Farben reagieren könnte, muss noch lange nicht auf schöne weiße Innenfarbe verzichten. Mit den folgenden Sicherheitsmaßnahmen können Sie dennoch bedenkenlos konservierungsmittelhaltige Farbe verwenden.
Bei Isothiazolinone handelt es sich wie bereits erwähnt um ein Kontaktallergen. Betroffene sollte daher den Kontakt mit dem Allergen vermeiden. Bei der Verarbeitung von konservierungsmittelhaltiger Farbe sind daher die folgenden zwei Punkte zu beachten:
- Gute Belüftung
Konservierungsmittelhaltige Farbe kann bei der Verarbeitung Biozide in die Raumluft abgegeben. Durch das Einatmen können diese Stoffe so in die Atemwege gelangen und dort Reaktionen hervorrufen. Eine gute Frischluftzufuhr verringert die Konzentration sowie die Dauerbelastung der Biozide in der Raumluft. Damit verringern Sie das Risiko einer allergischen Reaktion deutlich. Nach 24 Stunden ist die Farbe in der Regel trocken, so dass keine Gefahr mehr von ihr ausgeht. Wer sichergehen will, kann die Trockenzeit auf 48 Stunden ausdehnen.
Wichtig: Achten Sie auch unbedingt während der gesamten Trocknungszeit auf eine ausreichende Belüftung. Denn nur dann können die Biozide auch aus den Räumen verfliegen. Es nützt nichts, die Farbe eine Woche trocknen zu lassen, wenn Sie Fenster und Türen während dieser Zeit geschlossen halten.
- Hautkontakt vermeiden
Durch den Kontakt mit der Farbe können ebenfalls allergische Reaktionen entstehen. Sie sollten daher den Kontakt mit Haut und Augen unbedingt vermeiden. Es empfiehlt sich an der Stelle Handschuhe und langärmlige- sowie langbeinige Kleidung zu tragen. Zusätzlich können Sie Ihre Augen mit einer Schutzbrille vor Spritzern schützen. Wer sicherstellt, dass die Farbe nicht an den Körper gelangen kann, hat auch dieses Sicherheitsrisiko umgangen.
Alternative Produkte für konservierungsmittelhaltige Farbe
Alternativ gibt es aber auch bereits seit Jahren konservierungsmittelfreie Farbe für den Innenbereich. Diese Farben kommen ganz ohne Konservierungsmittel aus. Einige von ihnen wie die düfa Edelweiss Farbe oder düfa Harmonieweiß sind zudem zusätzlich weichmacherfrei und darüber hinaus sogar auch raumlufthygienisch. Diese speziellen Farben sind auch für Allergiker geeignet.
Da sie eben keine Konservierungsmittel enthalten, ist die Produktion dieser Farben ein wenig aufwändiger. Denn wo keine Biozide die Farbe von mikrobiellem Befall schützen, muss besonders sauber gearbeitet werden. Abfüllanlagen, Verpackungsmaterial und viele andere Dinge müssen geradezu steril sein, um gewährleisten zu können, dass die Farbe unbefallen in den Eimer gelangt. Und trotz dieser Mühen, weist die konservierungsmittefreie Farbe eine geringere Lagerstabilität im Vergleich zu konservierungsmittelhaltiger Farbe auf. Die Farbe ist ungeöffnet nur etwa 2/3 so lange haltbar. Ist die Farbe bereits geöffnet worden, gelangen über die Raumluft sofort Bakterien in die Farbe. Ausgespülte Pinsel oder gar bewusste Verdünnungen der Farbe mit Wasser führen zu einem sehr schnellen Haltbarkeitsabfall.
Konservierungsmittelfreie Farbe sollte daher möglichst schnell verarbeitet werden.
Für welche Farbe Sie sich auch immer entscheiden, bleibt Ihnen überlassen. Um es mit Shakespeares Worten zu sagen: „Nichts auf der Welt ist so schlecht, dass es der Erde keinen Nutzen brächt.“ Wägen Sie Pro und Contra für sich ab und treffen Sie auf Basis dieses Wissens Ihre persönliche Wohlfühl-Entscheidung.