Schurwollteppiche zählen zu den Klassikern unter den Teppichen. Seit jeher verwenden wir Menschen die wärmende Wolle von Schafen Menschen um Teppiche oder Kleidungsstücke daraus zu fertigen. Und obwohl wir i heutigen viele weitere Fasern für die Teppichherstellung kennen, zählen Schurwollteppiche nach wie vor zu den hochwertigsten Teppicharten von allen. Und so ein Qualitätsteppich hat auch seinen Preis. Umso enttäuschter sind viele Neubesitzer eines Schurwollteppichs, wenn Sie feststellen, dass ihr neuer teurer Teppich flust und fuselt, während der günstige Teppich daneben kaum Arbeit macht.
Auch wenn es wenig tröstend für Sie als Neubesitzer eines Schurwollteppichs seien mag, das Flusen des Teppichs ist ein entscheidendes Qualitätskriterium und sogar wünschenswert. Warum Schurwollteppiche flusen sollten, möchten wir Ihnen in den nächsten Abschnitten deutlich machen. Doch eins vorweg: Das Fusseln hört auch wieder auf. 😉
Bei Schurwolle handelt sich um die frisch geschorenen Haare eines lebendigen Schafes, deswegen auch der Begriff New Wool, zu Deutsch: Neue Wolle. Das ist wichtig zu wissen, denn mit einem Teppich aus reiner Schurwolle schließen Sie aus, dass auch Fellhaare von bereits toten Tieren verwenden werden oder ältere Schurwolle neu aufgearbeitet wurde. Der Unterschied zwischen Wolle und Schurwolle liegt in ihrer Reinheit. Ob es sich um Schurwolle oder um Wolle handelt, lässt sich optisch nicht erkennen, auch an der Haptik werden die meisten von uns keinen Unterschied spüren. Doch es gibt einen – und der liegt tief im Inneren der Faser. Bei Schurwolle handelt es sich um frische Wolle, die noch über ihren natürlichen Fettgehalt verfügt, nicht chemisch nachbehandelt wurde und deren Faserstruktur noch völlig unzerstört ist. Wolle von toten Tieren oder aus älteren Schurwolle hingegen, muss jedoch oft chemisch nach behandelt werden, um sicherzugehen, dass keine Milben oder andere unerwünschte Bewohner sich darin befinden. Durch den chemischen Reinigungsprozess wird der natürliche Fettgehalt der Schurwolle ganz oder teilweise geschädigt und die Faser in ihrer Struktur nachhaltig verändert.
Die frisch geschorene Wolle wird nach dem Scheren anschließend mit anschließend schonend gewaschen und gekämmt. Wenn vorgesehen, kann die Schurwolle nun auch schonend eingefärbt werden. Anschließend wird die Wolle zu Garn versponnen. Dabei werden die feinen Haare um eine sich zwirbelnde Schnur verteilt. Dank der einzigartigen Kräuselung von der Schafswolle, können die feinen Härchen gut ineinandergreifen und so leicht zu einem dicken Faden heranwachsen.
Die gesponnen Fäden werden anschließend von Hand oder maschinell zu Schurwollteppichen geknüpft. Ist der Teppich fertig geknüpft, werden die einzelnen Teppichfäden auf eine Höhe geschnitten. Dabei gelangen natürlich auch einzelne feinere Härchen zwischen die Teppichfäden. Wird der Teppich nun begangen, unterliegt der Teppichflor einer gewissen Vibration. Die ultrafeinen Härchen ballen sich zusammen und kommen als die Ihnen bekannten und verfeindeten Flusen und Fuseln wieder zum Vorschein.
Durch das regelmäßige Begehen des Teppichs werden aber auch ultrafeine Härchen an den Fäden selbst gelockert .Wir erinnern uns, die feinen Härchen werden nur auf der feinen Schnur verteilt und dann durch zwirbeln versponnen. Der beim Gehen auf die Fäden ausgeübte Druck bewirkt, dass sich die Zwirbelung nachlässt und sich die oberste Schicht zu lösen beginnt.
Doch längst nicht alle feinen Härchen werden zur Teppichoberfläche transportiert. Ein guter Teil fällt auch tiefer ins Teppichinnere. Dort legen sich die Haare zwischen den einzelnen Fäden ab und verfestigen den Teppich damit. Die Fäden Ihres neuen Schurwollteppichs können von Tag zu Tag schlechter zu den Seiten umfallen. Das Ergebnis: Ihr Schurwollteppich wird Zusehens dichter, weicher und auch schöner.
Auch wenn das tägliche Absaugen des Teppichs lästig ist, denken Sie daran: das schlimmste haben Sie nach vier bis sechs Wochen überstanden. Dennoch wir Ihr neuer Schurwollteppich auch danach noch weiterfusseln, aber in einem erträglicheren Umfang. Selbst nach einem Jahr kann ein Schurwollteppich immer noch relativ viele Jahre verlieren. Das Fussel-Problem lässt sich leider nicht aussitzen, sondern muss angegangen werden – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Je mehr der Teppich begangen wird, desto mehr wird Ihr neuer Schurwollteppich flusen, aber auch umso schneller haben Sie es hinter sich gebracht.
Betrachten Sie das Flusen Ihres Schurwollteppichs doch auch mal von der anderen Seite: Dass Schurwollteppiche fuseln, zeigt eigentlich nur, dass es sich zu einem, um einen neuen und zum anderen, um einen echten Schurwollteppich handelt. Das Flusen des Teppichs ist damit ein Beleg für dessen Qualität. Ärgeren Sie sich also nicht länger und freuen Sie sich schon auf die Zeit nach dem Flusen und Fuseln. Eins wird Ihnen jeder Schurwollteppichbesitzer bestätigen können – ist die Flusenzeit erst mal überstanden, wird Ihr Teppich von Tag zu Tag schöner!